Fotografie von Christiane Böttcher und Thomas Tiensch
im Atelier Brandt Credo vom 5. März bis zum 1. Mai 2016.
Bremen. Die Neustadt. Mit über 43.000 Einwohnern der größte Stadtteil Bremens. Er ist ein urbaner, multikultureller, lebhafter und spannender Ort. Mit einer großen Bevölkerungsdichte von rund 2800 Einwohnern pro Quadratkilometer kann sich hier kaum jemand ganz in sein Schneckenhäuschen zurückziehen, der Kontakt zum Nachbarn ist fast immer garantiert. Und der kann aus einer ganz anderen Lebenswelt stammen als man selbst. Bald jeder vierte hat einen sogenannten Migrationshintergrund. Hier wohnen Menschen aus aller Herren Länder Tür an Tür mit deutschen Nachbarn.
Mittendrin, seit gut 30 Jahren, wohnen auch Christiane Böttcher und Thomas Tiensch in der Neustadt. Die beiden Fotodesigner haben hier ihren Lebensmittelpunkt gefunden, den bunten Stadtteil und seine Menschen ins Herz geschlossen. In Berlin und Hoya geboren, waren sie schon früh künstlerisch und gestalterisch ambitioniert. 1988 schlossen sie ihr Studium in der Fachrichtung Fotografie an der Hochschule für Künste in Bremen mit dem Diplom ab. Seitdem arbeiten sie als Grafik- und Fotodesigner, bekamen Lehraufträge und Gastprofessuren und haben sich als Fotojournalisten mit zahlreichen Veröffentlichungen in der Reisefotografie einen Namen gemacht. Nach vielen Aufträgen im In- und Ausland haben sie vor 3 Jahren ihr ganz persönliches Projekt begonnen:“Gesichter der Neustadt“. Dazu die Künstler: “Wir möchten die Mitbürger dieses Stadtteils so zeigen wie sie sind: absolut verschieden.“
Die erste öffentliche Präsentation dieser Fotoserie ist nun im Atelier Brandt Credo zu erleben. Es versteht sich fast von selbst – in der Neustadt.
Kleine Läden, Märkte, Discounter, Dienstleister, Restaurants und Kneipen, Theater, Galerien, Parks und viel Grün sind im Stadtteil zu finden – die Aufzählung kann nicht vollständig sein. Die kurzen Wege machen es möglich: man grüßt die bekannten Gesichter, hält manchmal inne und trinkt sogar gemeinsam einen Kaffee, nimmt sich die Zeit für kurzweilige Gespräche über aktuelle Themen und den einen oder anderen Zeitgenossen. Und wenn es ab und an einen Wechsel in der Nachbarschaft gibt, merkt man, wie stark einzelne Personen das Umfeld geprägt haben. Es ist ein filigranes Geflecht, diese Nachbarschaft, und sie will gepflegt werden, braucht auch Abstand und Diskretion. Sich hier einzufühlen, ist den beiden Fotografen überzeugend gelungen.
Den Arbeiten der Ausstellung ist eines gemein: sie zeigen die Menschen, wie Christiane Böttcher und Thomas Tiensch sie sehen. Mal näher und mal mit größerem Abstand betrachtet. „Es ist unsere persönliche und subjektive Sichtweise der Menschen. Aus der Situation heraus bekommen wir einen unterschiedlichen Zugang. Nähe, ohne die Privatsphäre zu verletzen, ist uns wichtig“, so die Künstler zu ihrer Arbeitsweise.
So erwarten die Besucher Fotografien von hoher Ästhetik in beeindruckender und professioneller Qualität: Katrin – die Nachbarin – genießt Sonne und Entspannung auf ihrem Balkon. Hayrettin – der Burmabäcker – macht auch Musik und zeigt sich mit seinem Lieblingsinstrument, der Saz. Es reihen sich ein: Jürgen – der Moderator. Brigitte und Angelika – die Buchhändlerinnen, dazu Friseurmeister, Psychotherapeut, Parzellennachbarn und viele andere. Die „Gesichter der Neustadt“ warten nun darauf, entdeckt zu werden.
Ausstellungseröffnung in Anwesenheit der Künstler am Sonnabend, 5. März um 18.00 Uhr.
Die Arbeiten der Ausstellung ‚Gesichter der Neustadt‘ können bis zum 1. Mai im Atelier Brandt Credo, Meyerstr. 145, 28201 Bremen, jeweils sonntags von 16-18 Uhr betrachtet und erworben werden. Individuelle Besichtigungstermine sind nach Absprache unter Tel. 0421-55 84 55 jederzeit möglich.
Das Motiv zur Ausstellung: „Gardening“, Fotografie, 2013
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